Friday, June 1, 2012

Welcher Haarschnitt gefällt ihrem Pferd am besten?

von Natalija Aleksandrova
Übersetzung André Oude Wolbers

Haben Sie jemals an die Tatsache gedacht, dass Schweif, Mähne und Stirnhaare der Pferde nicht nur da sind um das menschliche Auge zu erfreuen? Dass, wenn wir aus egoistischen Motiven die Mähne und den Schopf unserer Pferde schneiden, zupfen oder gar vollständig entfernen – den Schweif zupfen oder kürzen, wir eigentlich einen Teil ihres natürlichen Abwehrsystems entfernen?

Die Mähne des Pferdes ist ein wichtiger Faktor des Thermoregulationsmechanismus in den kälteren Zeiten des Jahres. Den Pferden wächst eine dickere Mähne vor dem Winter und sie wechseln sie in eine dünnere vor dem Sommer, genauso wie sie ihr Sommer-und Winterfell ändern. Wir können diese natürlich dicker und besser wachsenden Mähnen und Schöpfe in den nativen nordischen Pferderassen sehen. Auch sehen wir die dickere Mähne in Ponyrassen, die aufgrund der Spezifika des Thermoregulationsmechanismus (größere Körperoberfläche im Vergleich zum Körpergewicht – siehe hierzu auch: http://holistichorseandhoofcare-deutschland.blogspot.com/2013/09/thermoregulation-bei-pferden-in-den.html) ein dichteres Fell benötigen, um die innere Körpertemperatur in einem geeigneten Rahmen zu halten. Bei Pferden mit unterentwickelter, atrophierter Nackenmuskulatur( ein Zeichen für Probleme mit der Durchblutung in diesem Bereich)mit chronisch verspannter Nackenmuskulatur, ist die Mähne vor allem wichtig, um den Hals im Winter warm zu halten.

Die Mähne des Pferdes hilft im Wandel der Jahreszeiten, den Kopf und die großen Blutgefäße des Tieres zu isolieren (Pilliner und Davies, 1996), so dass das Blut auf seinem Weg zum Gehirn im Winter nicht unterkühlt und im Sommer nicht überhitzt.

Im Sommer werden die Mähne zusammen mit dem Schweif wichtige Instrumente bei der Verteidigung gegen Insekten. Der Schopf ist sehr wichtig im Sommer, weil er auch die Augen des Tieres vor Infektionen und Reizungen schützt, die durch Fliegen, Staub, Schimmel und Sporen verursacht werden können. Je länger der Schweif, desto effektiver ist er als Schutz gegen die Insekten – je mehr Körperfläche er bedeckt. Und besonders wichtig ist er um den Unterbauch und die Genitalien zu erreichen, die vor allem von den Insekten geliebt werden.

An windigen, regnerischen Sommertagen und auch an schneereichen Wintertagen, wenn die Pferde die typisch schützende Position einnehmen und mit ihren Schweifen in den Wind gedreht, mit ihren Köpfen hängend dastehen, sind ihre Mähnen und Fesselbehänge ein wirksamer Schutz für ihre Hälse, Köpfe, Augen und Ohren, vor Wasser, Schnee und Wind. Regen und Schmelzwasser durch Schneefall, läuft von der langen Mähne und dem Fesselbehang ab, und erreicht somit nicht die Augen bzw. die Haut. Unterschiedliche Haarlängen in der Mähne zusammen mit längerem Haar in der Mitte des Halses spielen ein große Rolle, so dass eine bessere Schutzschicht gegen das abfließende Wasser entsteht. Während der Schweif dazu dient das hintere Ende des Pferdes zu schützen – helfen die abstehenden und auffächernden kürzeren Haare auf der Schweifrübe beim Abweisen von Wasser, Schnee und Wind, und um Bauch und Genitalien trocken und warm zu halten.

Es ist unnatürlich für das Pferd seine Mähne nur auf einer Seite liegen zu haben. In wilden Pferden und in artgerecht gehaltenen und gesunden domestizierten Pferden, können wir in der Regel sehen, dass die ganze Mähne oder Teile davon auf beiden Seiten des Halses liegen, oder sich die Position der Mähne von Moment zu Moment ändert. Dieses ist nicht nur vorteilhaft für die schützende Funktion, sondern zeigt auch, dass die Nackenmuskulatur gleichmäßig entwickelt ist. In vielen domestizierten Pferden wird die Mähne perfekt auf nur einer Seite des Nackens getragen und dieses ist nicht nur eine Folge der menschlichen Wahrnehmung von Schönheit, sondern auch ein Zeichen dafür, dass der Muskel auf der einen Seite mehr entwickelt ist, bedingt durch unnatürliche Haltung und Verwendung dieser Tiere - wenn ihre natürliche Asymmetrie sich in eine unnatürliche Überentwicklung nur einer Seite wandelt.

Hengste haben in der Regel natürlich dickere Mähnen und wenn diese dann miteinander kämpfen, beißen sie sich gegenseitig in den Nacken und ihre Mähnen funktionieren dabei wie eine Art Rüstung.

Wilde und artgerecht, natürlich gehaltene domestizierte Pferde können sehr gut die Pflege ihrer Mähne, ihres Schopfes und ihrer Schweife übernehmen. Sie können sich an Bäumen oder Zäunen reiben, oder einen Partner hinzuziehen um sich gegenseitig in der Mähne zu knabbern, wenn sie das Gefühl haben, es ist an der Zeit für Haarpflege. Pferde wissen sicher besser als wir, welcher „Haarschnitt“ ihnen am besten steht!
















Fotos: Berenika Bratny, Zbigniew Wroblewski



Foto Helmut Hussman

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References

Pilliner, S., and Z. Davies. 1996. Equine Science, Health and Performance. Blackwell Science, London.

Sunday, April 1, 2012

Glänzendes Fell – ein Indikator für gute Gesundheit, gute Haltungsbedingungen und Fütterung des Pferdes?

Natalija Aleksandrova
Übersetzung Jennifer Bender

Ist ein glänzendes Fell bei Pferden immer ein Zeichen dafür, dass sie sowohl innerlich als auch äußerlich gesund sind, unter guten Lebensbedingungen gehalten und artgerecht gefüttert werden? Die Antwort ist "Nein".

Auch Menschen mit allen möglichen Formen von Erkrankungen, auch endokrinen (also metabolischen) Problemen, können dennoch schöne Haare haben. Deswegen ist auch bei Pferden ein glänzendes Fell nicht immer ein Zeichen von Gesundheit und guten Haltungsbedingungen. Wiederum ist ein nicht glänzendes Fell nicht immer ein Zeichen von schlechter Gesundheit und schlechten Haltungsbedingungen.

Ich würde gerne mit einem Beispiel aus meinem eigenen Erfahrungsschatz zeigen, wie die Wahrnehmung dessen, was "gesund" und "ungesund" ist in Bezug auf das Pferdefell, bei Menschen mit mit wenig und/oder falschem Wissen manipuliert werden kann. In meinem Artikel über die Thermoregulation der Pferde gibt es dieses Foto:

Fell eines Arabers an einem sehr kalten Wintertag in Mitteleuropa, bei dem der Mechanismus der „Piloerektion“ offensichtlich im Einsatz ist – jedes einzelne Haar wird angehoben, um dem Fell eine isolierende Wirkung zu ermöglichen.

Nachdem der Artikel von den Teilnehmern eines großen Pferdeforums (vor allem frequentiert von Reitern) gelesen wurde, bezog sich das erste Feedback, das ich bekam auf dieses Foto. Es herrschte große Verwunderung, die sich in der Frage äußerte : "Ist das Pferd krank oder in der Reha oder ist es erst vor kurzem abgesetzt worden?? "

Also war der erste Gedanke "normaler" Pferdepersonen beim Anblick eines solchen Mantel - das Pferd ist offensichtlich nicht ok... Das Foto ging durch diverse Tagebücher in diesem Forum, überall mit der gleichen Reaktion - "Das ist das Fell eines Arabers?! [Schock]" Diese Leute haben nie andere Erfahrungen außerhalb ihres Umfelds, dass diese armen Kreaturen missbraucht und nicht artgerecht in ungesunden Ställen hält, gemacht... Auf dem Foto hingegen siehst du einen völlig gesunden und glücklichen Araber sehen, der seit Jahren nicht geritten oder anderweitig benutzt wurde. Es wurde lediglich auf der Basis des freien Willens mit ihm gespielt und er lebt in absolut artgerechter Haltung im Norden Polens, wo der Winter ziemlich hart sein kann. Und der genau so viel Fell produziert hat, wie für diesen Winter benötigt, um sich wohlzufühlen. Das Foto wurde an einem knackigen Wintermorgen bei Temperaturen um -27 Grad Celsius gemacht. Man sieht an diesem Bild da Prinzip der „Piloerektion“ besonders gut. Im Sommer sieht dieser Araber so aus:


Photo © K. Jarczewski

An dieser Stelle möchte ich „gesund, gut und korrekt“ aus Sicht des Pferdes definieren.

Boxenhaltung, sei es nun 24 Stunden oder auch „nur“ über Nacht beeinträchtigt immer das Wohlbefinden des Tieres. (1) Eine Pferdehaltung die das Wohlergehen des Pferdes in irgendeiner Form einschränkt, kann niemals „gesund, gut oder korrekt“ sein. Es sollte klar sein, dass "gesund, gut und korrekt" für jedes Tier nur unter den für diese Tierart natürlichen Bedingungen möglich ist. Lediglich wenn unter solchen Bedingungen gehalten, gibt es eine Chance für das Tier, körperlich und geistig gesund bleiben.

Ein Mensch, der das Pferd durch physischen und psychischen Druck und Schmerz (Join Up, Gebisse ( 9, 10), Sporen, Peitschen, etc.) in die Unterwerfung zwingt, gefährdet sein Wohlbefinden (1, 2 ), so dass die Anwendung von Methoden, die derartige Techniken und Hilfsmittel gutheißen, nicht als „gesund, gut und korrekt“ für das Pferd bezeichnet werden können.

Die Verwendung von Gebissen ist immer schädlich für das Pferd. (10, 11)

Das Reiten selbst schadet der Gesundheit des Pferdes in vielerlei Hinsicht. (3)

Die Teilnahme an Turnieren sowie das Training für diese beeinträchtigt die Gesundheit der Tiere ebenfalls. So wie es keine wirklich gesunden menschlichen Athleten (solche, die für einen Sieg mit ihrem eigenen Schweiß und Blut bezahlen, nicht mit dem von anderen Lebewesen) gibt, da sie im Laufe ihrer Karriere vielerlei Verletzungen erleiden, gibt es auch keine gesunden „Pferde-Athleten“. (4)

Verdauungssystem und Stoffwechsel des Pferdes können nur richtig funktionieren , wenn das natürliche Fressverhalten der Pferde nicht eingeschränkt wird , d.h., non-stop freien Zugang zu Futter und rund um die Uhr die Möglichkeit, sich frei und in einer Herde zu bewegen. Diese wichtigen Bedingungen für Verdauung und Stoffwechsel sind niemals gegeben, wenn das Pferd auch nur ein paar Stunden am Tag im Stall steht. ( 1, 5, 6, 7)

Die gängige Praxis, Pferde in menschlicher Obhut zu beschlagen, schadet der equinen Gesundheit durch das Verhindern des natürlichen Huf-Mechanismus. Dadurch wird ein Großteil der stoßdämpfenden Wirkung der Hufe außer Kraft gesetzt. (8)

Dennoch besitzen viele Pferde, die unter den eben beschriebenen Bedingungen und Methoden leben müssen, häufig ein glänzendes Fell.

Es ist wie mit den Hufen - wie oft sehen wir glatt polierte und gut aussehende Hufe bei aufgestallten, jahrelang beschlagenen und viel genutzten Pferde? Das Außenhorn präsentiert sich in einer glänzenden Fassade, obwohl im Inneren ein heilloses Durcheinander vorliegt. Im wahrsten Sinne des Wortes „heillos“.

Die Haare des Pferdefells sowie das Horn der Hufe (genau wie die Haare und Fingernägel des Menschen) sind vergleichbar und aus dem gleichen Material – sie werden aus toten Zellen gebildet, die der Körper abstößt. Haare wie Horn haben keine Blutgefäße oder eine andere Möglichkeit, nach ihrer Produktion mit Nährstoffen versorgt zu werden. Deswegen ist es im Übrigen genauso absurd, von einer „lebenden“ Sohle zu sprechen, wenn es um das Sohlenhorn der Hufe geht, wie die Aussage auf einer Shampoo-Flasche, dass deren Inhalt dir innerhalb von nur 3 Haarwäschen zu lebendigem und glänzendem Haar verhilft. Denn Haare sind tote Materie und können beim besten Willen nicht mit irgendwelchen Nährstoffen versorgt und aus diesem Grund auch nicht „wiederbelebt“ werden.

Die Art wie ein Haar das Licht reflektiert entscheidet darüber, ob es glänzt oder nicht. Im Allgemeinen verliert das Haar seine Fähigkeit zu glänzen, wenn seine Außenschicht (Kutikula) mechanisch geschädigt wird und seine Oberfläche nun nicht mehr glatt ist.

Nun kannst du ein paar physikalische Basics lernen, die dir „helfen“ können, deinem Pferd ein super glänzendes Fell zu verpassen.

Wann stehen die Chancen besonders gut, ein Pferd mit glänzendem Fell zu sehen? Im Sommer mit kurzem glatten und feiner strukturiertem Sommerfall, das ebenmäßig und in der gleichen Richtung auf der Haut anliegt (also nicht aufgestellt ist). Unter solchen Bedingungen spiegelt das Fell das Licht am besten. Wird ein Pferd ganzjährig im Stall gehalten, verlängert dies, bezogen auf den Fellwechsel, künstlich die Sommersaison. Das Fell wächst nie zu lang, wird in der Regel regelmäßig gereinigt und mit Pflegemitteln behandelt, so das es immer schön glatt ist. Dreck und Staub haben keine Möglichkeit, es aufzurauen. Regelmäßiges Bürsten stimuliert den Fellwechsel und das Haarwachstum, folglich werden geschädigte Haare schneller durch glatte und neue ersetzt. Raue und unebene Oberflächen – mit vielen verschiedenen Facetten – reflektieren das Licht in unterschiedliche Richtungen, deswegen sieht es nicht so glänzend aus (vergleichbar zum Beispiel mit dem chromfarbenen Mercedes-Zeichen auf deinem Wagen und einer Wolldecke).

Regelmäßiges Bürsten verstärkt die Durchblutung der Haut, was wiederum die Talgdrüsen anregt, mehr Öl zu produzieren, welches jedes einzelne Haar im Fell umgibt und es glänzen lässt.

Durch Zufügen von Öl zum Futter kann die Ölproduktion der Talgdrüsen zusätzlich steigern, doch darüber hinaus hat das Füttern von Öl keinen positiven Effekt auf die Gesundheit des Pferdes. Die Hautfette beinhalten vor allem Omega 9-Fettsäuren. Du müsstest deinem Pferd schon gezielt Öl mit Omega 9-Fettsäuen verabreichen – dann würde der Körper diese Fette gezielt als „Abfallprodukt“ über die Haut ausscheiden.

Der durch Beschlag, falsche Hufpflege und zu geringe Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkte Huf-Stoffwechsel der meisten Stallpferde, kann unter Umständen zu einem verstärkten Haarwachstum und Fellwechsel führen. Wie schon erwähnt, bestehen Horn und Haare aus dem gleichen Material – nämlich aus verbrauchten Proteinen- , auf unter anderem die Weise entledigt sich der Körper Stoffwechsel- Endprodukten. Wird dieser Mechanismus im Huf verhindert, wird die Haut mit der Zeit überladen mit diesen verbrauchten Proteinen und muss nun selbst diese verstärkt ausscheiden, indem sie schneller neue Haare wachsen lässt. Durch diesen beschleunigten Haarwechsel besteht kaum die Chance, dass sich die Haare durch längeren Gebrauch abnutzen und ihre Oberflächen rau werden.

Vielleicht hattest du schon einmal die Chance, an einem kühleren Sommertag oder gegen Ende des Sommers zu beobachten, wie dein Pferd von einem Tag auf den nächsten statt schön zu glänzen, ein scheinbar "stumpfes" Fell hatte? Die sogenannte Piloerektion (jedes Haarfollikel hat einen eigenen Muskel, der durch Kontraktion das Haar aufstellen kann) war der Grund dafür. Durch die aufgestellten Haare wird das isolierende Luftpolster im Fell dicker, was das Fell wärmer macht. Des weiteren stehen die Haare in alle möglichen Richtungen ab, um diesen Effekt zu verstärken und möglicherweise stellt der plötzliche Temperaturunterschied einen Stimulus für die Haare dar, nun schneller zu wachsen – mit dem Ergebnis, dass das Fell seinen Glanz durch diese natürlichen Mechanismen der Thermoregulation verliert, weil das Licht nicht mehr gleichmäßig reflektiert wird. Je länger das kühle Wetter anhält, desto länger wird das Fell nicht glänzen – so lange bis der Körper sich an die Temperatur gewöhnt hat und die nun längeren Haare wieder gleichmäßig in eine Richtung anliegen.

Deswegen hat das längere Winterfell, dessen Haare in alle Richtungen absteht und über ein dichteres Unterfell verfügt, in dem sich vermehrt Staub ansammelt, weniger Chancen so hübsch glänzend auszusehen.

Ein perfektes Beispiel dafür, dass das Fell nicht wirklich den tatsächlichen Zustand des Stoffwechsels im Körper repräsentiert, sind Pferde mit Sommerekzem. Sommerekzem ist ein unverkennbares Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel des Tieres beschädigt ist. Hast du schon mal Pferde mit Sommerekzem gesehen? Häufig haben sie am Körper durchaus glänzendes Fell – aber dafür fehlt ihnen die Mähne oder Teile des Schweifs, häufig haben sie in diesen Bereichen sogar Wunden. Manchmal finden sich auch am Körper vereinzelte kahle und blutige Stellen, wo sich die Tiere gekratzt haben (Bauchnaht und Brust zum Beispiel)..

Pferd mit Sommerekzem.

Häufig kommt es, vor allem bei Stallpferden, vor, dass sie zwar glänzendes Fell haben, aber dieses voll mit Schuppen ist, wenn man genau hinschaut. Schuppen sind immer ein eindeutiges Zeichen für ein Stoffwechselproblem, auch wenn das Fell an sich glänzt.

Natürlich gibt es auch Fälle bei denen die Haare dünn und brüchig sind, und natürlich ist dies ein Zeichen für gesundheitliche Probleme. Zum Beispiel ist es möglich, dass ein gerettetes Pferd zu wenig Nahrung bekommen hat und infolge von Nährstoffmangel keine Möglichkeit hatte, qualitativ hochwertige Haare zu produzieren. Das gleiche Prinzip liegt häufig bei kranken Pferden oder solchen mit großen Schmerzen vor. Hier werden alle Proteine im Körper für die überlastete Muskulatur und für die Heilung innerer Organe verwendet, die wichtiger sind als Haare. Dünne brüchige Haare reflektieren das Licht ebenfalls nicht gleichmäßig..

Von diesem Pferd wird behauptet, dass es sich in perfekter Form befindet – es glänzt, de Körper wirkt athletisch:


Während in Wirklichkeit all diese unnatürlich angeschwollenen Muskeln ein Zeichen dafür sind, dass bei diesem Pferd etwas völlig falsch läuft. Normalerweise ist der Körper des rund und gleichmäßig, ohne dass die Muskeln besonders hervorstehen. Selbst in Bewegung sollte ein Pferd nicht ausschauen wie die Abbildung in einem Anatomie-Buch, auf der jeder Muskel überdeutlich abgezeichnet ist. Derartig übertrieben angeschwollen sind sie ein Zeichen für chronisch überarbeitete Muskeln und sind ein Zeichen für Schmerzen.

Wenn du ein glänzendes Fell als Maßstab für eine optimale Gesundheit, gute Haltungsbedingungen, Fütterung etc. nimmst, welches dieser beiden Pferde auf dem Foto ist dann in einem besseren Zustand?



Dieses Foto wurde im April aufgenommen, wenn sich artgerecht gehaltene Pferde normalerweise im Fellwechsel befinden und ihre langen strapazierten Winterhaare verlieren.
Das Pferd zur Linken ist eine 5-jährige Stute, die niemals unter dem Sattel gebrochen wurde, auch sonst niemals zu etwas gezwungen wurde, unter optimalen Bedingungen gehalten wird und noch nie in ihrem Leben beschlagen war. Sie wurde noch nie geputzt und verliert ihr Fell auf natürliche Weise.
Das Pferd zur Recht dagegen ist ein 6-jähriger Wallach, der sein Leben lang im Stall gehalten und geritten wurde. Kurz vor Aufnahme des Fotos wurden die Eisen nach Jahren des Beschlags abgenommen. Eine auf für normale Pferdemenschen erkennbare Erkrankung ist ein chronischer Husten im Winter. Dieses Foto wurde direkt nach der Ankunft in seinem neuen Zuhause gemacht, wo er von nun an unter artgerechten Bedingungen leben wird. Zuvor wurde er regelmäßig geputzt und war über Winter eingedeckt.
Dementsprechend ist, trotz der Unterschiede im Fell, die Stute gesünder.

(Hier ein paar Infos über glatte glänzende und raue Haare beim Menschen: http://www.hairdressersus.com/under%20the%20microscope.asp)

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Referenzen:

1. Prof Z. Jaworski, Prof T. Jezierski, "Welfare of horses living in nature reserve conditions in Poland".
2. Dr Z. Wroblewski, "The welfare of horses and its transgressions in horse breeding, sport and pleasure riding".
3. M. Vogt, "Harm of riding study".
4. Editors: E.J.L. Soulsby, J.F. Wade, "Proceedings on a workshop on 'Sporting injuries in horses and man: a comparative approach'", 23–25 Sept, 2004, Lexington, USA
5. L.D. "The Importance of Species Appropriate Feeding and Eating Behaviour of Horses".
6. Dr R. Al Jassim, Dr T. McGowan, Prof F. Andrews and Dr C. McGowan "Gastric Ulceration in Horses"
7. M.J. Murray, E.S. Eichorn, "Effect of intermittent feed deprivation, intermittent feed deprivation with ranitidine administration, and stall confinement with ad libitum access to hay on gastric ulceration in horses."
8. Dr H. Strasser, "Shoeing: A Necessary Evil?".
9. Dr H. Strasser, "Harmful effects of shoeing".
10. Dr R. Cook, "Bit-induced asphyxia in the horse".
11. Dr R. Cook, "Bit-induced pain: a cause of fear, flight, fight and facial neuralgia in the horse".
12. N. Aleksandrova, "Thermoregulation in horses in a cold time of year".