von Natalja Aleksandrova
Übersetzung Jennifer Bender
Bakterien und Pilzsporen sind in jedem, selbst dem gesündesten, Huf vorhanden. Normalerweise stellen sie einen wichtigen Bestandteil gesunder biologischer Prozesse zur natürlichen Formgebung des Hufes dar. So schwächen sie älteres Horn und „trimmen“ den Huf sozusagen selbst. Dies ist vor allem für Pferde mit einem feuchten und weichen Lebensraum sehr wichtig, da hier häufig Abnutzung als natürliche Selbst-Bearbeitung fehlt.
Das gesunde Gleichgewicht eines Hufes wird gestört, wenn das Pferd in einer nicht artgerechten Umgebung lebt, das heißt ohne 24 h Auslauf mit ständiger Bewegung, und wenn keine korrekte Hufpflege gewährleistet ist. Eine unphysiologische Hufform sowie geringe Bewegungsmöglichkeiten, um nur einige ursächliche Faktoren zu nennen, schränken die Blutzirkulation im Huf ein und begünstigen so die ungezügelte Vermehrung von Bakterien und Pilzsporen – was schlussendlich zur Bildung von Strahlfäule führt. („Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles.“ Louis Pasteur)
Doch obwohl es sich seltsam anhört, aber so versuchen die Bakterien selbst in diesem Stadium, den Hufen zu helfen – indem sie überflüssiges Horn „auffressen“, welches den Hufmechanismus* blockiert und die Blutgefäße abklemmt, was wiederum die so wichtige Blutzirkulation behindert. Aufgrund des durch die eingeschränkte Durchblutung bereits aus dem Gleichgewicht geratenen Milieus im Huf, gerät dieser eigentlich physiologische Vorgang der Selbst-Bearbeitung ebenfalls außer Kontrolle. Der Stoffwechsel des Pferdes ist an diesem Punkt nicht mehr in der Lage, die überzähligen Bakterien auszuschwemmen. Dies wird durch die mangelnde Bewegung des Pferdes noch verstärkt.
Noch eine Stufe weiter infiziert die Strahlfäule lebendes Hufgewebe, das Pferd beginnt zu lahmen.
Davon abgesehen, dass die meisten Mittel gegen Strahlfäule den Hufen schaden (z.B. durch Dehydrierung und Reizung des lebenden Gewebes), nutzen diese „Wundermittel“ auch nichts, sofern die Ursache der Strahlfäule nicht behoben wird. Diese Ursachen sind nicht-artgerechte Pferdehaltung und falsche Hufbearbeitung. Womit sich der Kreis wieder schließt....
Bestenfalls kann durch den Gebrauch eines Anti-Strahlfäule-Mittels eine vorübergehende Besserung der Symptomatik erreicht werden. Doch werden die Symptome in den allermeisten Fällen wiederkehren, sobald (oder kurz nachdem) dieses Mittel abgesetzt wird.
*(Hufmechanismus, siehe: http://www.academialiberti.de/academia/viewtopic.php?f=78&t=2021)
Strahlfäule an einem beschlagenen Huf. Die gesamte Sohle ist betroffen (schwarze Substanz). Die Bakterien versuchen dem Huf zu helfen, damit dieser seinen Job machen kann. Dieser kann aufgrund des Beschlages und falscher Haltung das überflüssige Hufhorn nicht anders loswerden.
Im hier vorliegenden Falle hat sich das natürliche Gleichgewicht in eine pathologische Situation verwandelt:
(Photo © Barefoot Horse Blog)
Strahlfäule eines vernachlässigten Zwanghufes. Die Blutzirkulation ist eingeschränkt durch die offensichtlich falsche Hufbearbeitung und eine ungünstige Pferdehaltung. Auch hier ist das natürliche Gleichgewicht einer pathologischen Situation gewichen:
Diesem Boxenpferd wurden soeben die Eisen abgenommen. Bemerkenswert ist die doppelte Sohle im Zehenbereich mit einer Schicht Strahlfäule dazwischen. Die Bakterien haben hier versucht, dem Huf dabei zu helfen, diese überflüssige Lage Hufhorn loszuwerden. Der Huf selbst war dazu aufgrund der Eisen und der Haltung nicht in der Lage:
Schmerzhafter mit Strahlfäule infizierter Riss eines falsch bearbeiteten Zwanghufes:
Hier wurde der komplette Strahl von der Fäulnis aufgefressen (ebenfalls ein nicht korrekt getrimmter Zwanghuf). Die Strahl-Lederhaut ist aufgrund der eingeschränkten Durchblutung nicht in der Lage genügend gesundes Strahlhorn zu produzieren:
Tiefe Strahlfäule, die bereits das lebende Hufgewebe befallen hat. Auch hier ein falsch ausgeschnittener Zwanghuf:
Strahlfäule in den seitlichen Strahlfurchen eines vernachlässigten Hufes:
Schmerzhafter infizierter Riss eines Zwanghufes:
Gesunder Vorderhuf eines Hauspferdes in der nassen Jahreszeit. Seit 6 Wochen nicht ausgeschnitten. Das gesunde Gleichgewicht ist noch vorhanden – die Bakterien helfen beim natürlichen Selbst-Bearbeitungs-Prozess:
Gesunder Hinterhuf eines Hauspferdes in nasser Jahreszeit. Frisch bearbeitet nach einer 8-wöchigen Pause. Auch hier ist das natürliche Gleichgewicht noch vorhanden. Die Bakterien helfen dem Huf bei seiner Selbst-Bearbeitung. Die Risse sind mit Dreck gefüllt, aber fäulnisfrei:
Text & images no. 2, 3, 9–12 ©N. Aleksandrova
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