von "Strasser Hoofcare New Zealand"
Übersetzung André Oude Wolbers
Hufrehe (Laminitis) – wörtlich: Entzündung der Laminae – hat epidemische Ausmaße in domestizierten Pferden angenommen. Konventionelle Ansätze tendieren dahin, sich auf entzündungsauslösende Faktoren zu konzentrieren, am häufigsten reichhaltiges Futter – z.B. Frühlingsgras.
Konventionelle Behandlungen der Hufrehe reichen von Präventionen, wie z.B. Nahrungsergänzungen, die dazu dienen sollen den Enddarm zu stabilisieren, bis hin zu verschiedenen mechanischen Lösungen von denen die schädlichste das Heben/Aufrichten der Trachten und das Aufnageln von sogenannten "Orthopädischen" Hufeisen ist.
Der Strasser Ansatz
Eine Rotation des Hufbeins mit Separation (aka „Founder“) ensteht über einen langen Zeitraum. Hufrehe endet nicht immer in einer Rotation des Hufbeins mit einhergehender Separation des Knochens von der Hufkapsel. Eine Entzündung kann durch eine Vielzahl von Dingen ausgelöst werden, z.B. Futter, Chemikalien, Hormone, mechanischer Stress.
In einem ansonsten gesunden Huf, und bei Entfernung des Auslösers, verursacht die Entzündung nicht notwendigerweise einen Schaden an der laminaren Verbindung. Es sind weitere, vorher schon vorhanden Konditionen notwendig, damit dieses geschieht.
In einem gesunden Huf ist das Hufbein bodenparallel und der Kronrand hat eine Winkelung von 30°. In dieser Position ist die einwirkende Kraft gleichmäßig auf alle Teile des Knochens, der Hornlamellen und der Lamellenlederhaut verteilt.
Doch, wenn das Hufbein gezwungen ist steiler zu stehen (z.B. durch „Wedge pads“ = Keile) wirkt das Gewicht weiter vorne, als es normalerweise sein würde und es kommt zu einer chronischen Überlastung der frontalen Lamellenlederhaut. Je steiler nun das Hufbein steht, desto mehr ist die Spitze nach unten gezogen und die Lederhaut überlastet und dies führt dann möglicherweise zur Separation des Knochens von der Hufkapsel im Zehenbereich – entweder durch die mechanischen Hebel der schnell wachsenden Trachten oder durch das allmähliche Eindrücken der Sohle durch den Druck des Hufbeins auf eben diese.
Ein Pferd kann eine steile Hufstellung für einige Zeit – ohne Probleme – haben, wenn es auf weichem Untergrund steht oder beschlagen ist. Für eine Weile verhindert der Beschlag eine sichtbare Separation des Hufbeins von der Hufwand, da sich das Sohlengewölbe durch den Beschlag nicht abflachen kann.
Aber: Hufeisen (genauso wie Einengungen, Vibrationen, Bewegungsmangel etc.) reduzieren die Blutversorgung, besonders im Zehenbereich. Schlecht versorgte Lamellenlederhäute sind strukturell verändert, selbst wenn der Huf nach außen hin gesund aussieht und können kein laminares Horn von guter Qualität bilden. Auch ohne die Effekte der steilen Knochenausrichtung wird die Verzahnung der empfindlichen und unempfindlichen Laminae beeinträchtigt. Die laminare Suspension (Federung) ist anfälliger für Überbelastungen und weniger in der Lage, das Gewicht des Pferdes in der Hornkapsel zu halten.
Offensichtlich wird eine steile Knochenausrichtung diesen Prozess beschleunigen. Da die laminare Verbindung – mit der Zeit – immer instabiler wird, kann jede Entzündung Auslöser für eine komplette Hufbeinrotation und Separation sein.
Jede Störung des Metabolismus kann Auslöser für eine Hufrehe sein. Die Anwesenheit eines Toxins in der mangelernährten/-versorgten und geschädigten Lamellenlederhaut führt zu einem schweren, entzündlichen Respons.
Wundsekret vermischt sich mit der Hornproduktion, welches in einem qualitativ schlechten Horn resultiert, dass zu schwach ist um das Gewicht des Pferdes zu tragen (besonders mit der zu steilen Knochenausrichtung) und die Lederhaut- und Hornlamellen lösen sich voneinander.
Als Resultat geht die Verbindung zwischen Hufbein und Hufwand verloren (meistens nur an der Zehe) und das Hufbein sinkt ab, auf die Sohle, wo die scharfe Frontalkante des Knochens auf die Sohlenlederhaut drückt und diese schädigt.
Nun ist der am wenigsten schmerzhafte Teil der Hufe, und der Bereich, wo es noch ein wenig solide Verbindung gibt, der laterale und Trachtenbereich. Das Pferd verlagert sein Gewicht auf die Trachten und hinteren Viertel der Hufe in Form der klassischen Rehehaltung („Sägebockstellung“). Während dieses nun zu einer geringen Schmerzlinderung der Vorderhufe führt, führt es aber zu einer Überlastung der Trachtenbereiche der Vorder-und Hinterhufe, der Gelenke, Muskeln, Bänder und Sehnen des Rückens und der Hinterbeine.
Was kann getan werden?
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Rehe-Pferd ein krankes Tier ist, aber dass dieses kein Todesurteil ist.
Nachdem die Ursachen der Entzündung beseitigt sind und die Hufe gekühlt werden(ein Hufbad in kaltem Wasser ist am besten) braucht das Rehe-Pferd folgendes:
Wiederherstellung der natürlichen Hufform und Huffunktionen
Durch die Wiederherstellung eines bodenparallel ausgerichteten Hufbeins und des Hufmechanismus kann der degenerative Zyklus der chronischen Hufrehe durchbrochen werden. Wenn das Gewicht des Pferdes wieder gleichmäßig auf Hufbein, Hufkapsel, Kronrand und Lamellenlederhaut verteilt ist, kann der Schaden ausheilen und eine qualitativ gute Verbindung beginnt vom Kronrand abwärts zu wachsen.
Zirkulation
Bewegung auf ebenem, erschütterungsfreiem Boden ist wichtig um die Nährstoff – und Blutversorgung zu den geschädigten Geweben in den Hufen sicherzustellen.
Angemessene Ernährung
Die meisten Rehepatienten sind schon unterernährt und ein krankes Pferd noch hungern zu lassen ist im besten Falle kontraproduktiv.
Ganzheitliche Unterstützung
Das Herz des Pferdes, Stoffwechselorgane und die muskulär-skeletalen Strukturen stehen schon unter einer enormen Belastung. Chemikalien, wie Entzündungshemmer können mit dem natürlichen Heilungsprozess interferieren und toxische Nebenwirkungen haben.
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