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Monday, August 12, 2013

Dr. Hiltrud Straßer und ihre ganzheitliche Hufbearbeitungsmethode

Natalija Aleksandrova


Menschen haben unendlich viel Zeit damit verbracht alle möglichen Hufschutzkonstruktionen aus Metall mit sämtlichen Alternativen zu entwickeln, um die “nutzbare” Zeit des Pferdes zu verlängern, aber bis jetzt ohne großen Erfolg. Probleme mit Beinen und Hufen sind immer noch der häufigste Grund für Lahmheit und Tod dieser Tiere. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass ein Barhuf bestens in der Lage ist, sich um sich selber zu kümmern? Ist es möglich, dass ein Barhuf sich durchaus besser schützen kann als jeglicher vom Mensch ausgedachte künstlicher Hufschutz? Oder kann es sein, dass ein Barhuf den Bewegungsapparat des Pferdes reibungslos und ohne jegliche Schäden am Laufen hält? Ja es kann sein und damit ist es noch nicht getan. Ist es möglich, dass ein gesunder Barhuf eine sehr wichtige Rolle im allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes spielt? Dr. Hiltrud Straßer, eine deutsche Forscherin und Tierärztin ist schon vor Jahrzehnten genau zu einem solchen Ergebnis gekommen. Wenn man auf natürliche und artgerechte Haltungsbedingungen achtet, hat der Huf die Möglichkeit so zu funktionieren, wie es von der Natur aus vorgesehen war und man braucht keinen künstlichen Hufschutz mehr. Die Anomalien im Huf heilen und der gesunde Huf wird zum Schlüssel der Heilung des gesamten Organismus

Wir wissen, dass die Hufen unter anderem als zusätzliche Blutpumpe funktionieren. Außerdem haben Hufen noch eine andere wichtige Funktion - als Entgiftungsorgan. Bestimmte Eiweißstoffe, die der Körper nicht mehr braucht, werden in der Huflederhaut zu Hornsubstanzen umgewandelt und somit ausgeschieden. Wir können uns nun vorstellen, wie schwer der Organismus angegriffen wird, wenn “nur” diese 2 Funktionen beeinträchtigt sind-Herz, Leber, Nieren und Haut (alle Entgiftungsorgane) sind die ersten “Opfer”. Wenn die Eiweißstoffe nicht via Hufhorn abgebaut werden können, bleiben diese im Blutstrom und schaden damit den inneren Organen.

Vor dem Studium zur Tierärztin absolvierte Dr. Straßer ihre Lehre als Pferdewirt. Das Diplon zur Tierärztin bekam Sie dann sowohl von der Humbold - als auch von der Freien Universität in Berlin. Ihre Promotion zum Dr.med.vet bekam Sie von der Freien Universität in Berlin. Seit über 30 Jahren befasst sich Dr. Straßer mit Lahmheit im Zusammenhang mit Hufproblemen, deren Heilung und Prävention, 17 Jahre davon in ihrer eigenen Hufklinik in Tübingen in Deutschland.

Am Anfang ihrer Karriere war sie entsetzt zu erfahren, wie viele junge Pferde eingeschläfert werden - meistens wegen “unheilbarer” Hufprobleme wie Huflederhautentzündung, Rehe und Hufrollenerkrankung. Durch ihre Forschungen und Beobachtungen hat sie festgestellt, dass die Wildpferde wesentlich länger leben als Pferde in menschlicher Obhut unter sogenannter „artgerechter Haltung“. Ihre Untersuchungen brachten sie zu einem unerwarteten Ergebnis: wir bringen selbst unsere beliebten Tiere mit unserer unnatürlichen Vorsorge um. Ihre Forschungsergebnisse und Vergleiche verschiedener Lebensumstände und Hufformen von Wildpferden und unseren Hauspferden bildeten die Grundlage für eine Lehre, die heute auf der ganzen Welt als “Die Straßer Methode” bekannt geworden ist. Es wäre fast besser diese Methode als Lehre zu bezeichnen, da sie nicht nur reine Instruktionen für Hufbearbeitung beinhaltet. Die “Straßer Lehre” weißt auf die biologische, artgerechten Haltungsbedingungen, den Einfluss von Lebensumständen auf den Gesamtorganismus und der Hufen, die Funktion der Hufen als ein wichtiges Körperorgan sowie die Verbindung und den Einfluss der Hufen auf den gesamten Organismus hin.



1. Dr. Straßer auf der World Holistic Hoof Care Conference, Tübingen Deutschland
2. Dr. Straßer an der Hufklinik beim Lehren ihrer Schüler



Dr. Straßer sagt: ”Die Hufform, die wir bei Pferden heute vorfinden, hat sich über viele Millionen Jahre entwickelt und offensichtlich bewährt. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass es keine bessere Möglichkeit für ein solches Organ gibt.” Wenn wir das verstanden und akzeptiert haben, müssen wir dieses Organ gründlich kennen lernen, da es (wie auch bei allen anderen Komponenten des Organismus) in Wechselwirkung mit anderen Organen steht. Bedauerlicherweise wird diese kleine aber sehr wichtige Tatsache des öfteren vergessen. Organprobleme werden nicht im Zusammenhang mit dem Gesamtorganismus betrachtet. Dies führt wiederum zu einer falschen Diagnose und dadurch zu einem nicht zufrieden stellenden Behandlungsergebnis.

Die Straßer Methode hilft die gesunde Barhufe das ganze Pferdeleben gesund zu halten und wirkt wahre Wunder bei der Heilung von komplizierten Veränderungen im Huf wenn die konventionellen Methoden versagt haben. Dr. Straßer hat festgestellt, dass, wenn man die vom Menschen selbst kreierten Hindernisse entfernt (zu lange Trachten, Eisen, Boxenhaltung usw.), das Wunder der Selbstheilungskraft einsetzen kann. Dr. Straßer hat in ihrer Klinik zahlreiche Pferde mit ernsthaften Problemen im Bewegungsapparat gesehen. Pferde, welche mit Todesurteil zu ihr in die Klinik gebracht wurden und ganz gesund wieder nach Hause gingen.

Manche Pferdebesitzer finden diese Methode immer noch widersprüchlich oder sogar radikal. Das liegt daran, dass diese Methode der von Hufschmieden und Tierärzten praktizierten konventionellen Methode widerspricht. Zum Beispiel bei der Hufrehe (Rotation vom Hufbein mit oder ohne Hufbeinseparation), ist die Schulbuch - Lösung das Pferd im Trachtenbereich höher zu stellen. Diese Vorgehensweise basiert auf dem Glauben, dass man so die Spannung in der tiefen Beuge-sehne und der Blättchenlederhaut reduziert. Laut Dr. Straßer ist so eine Vorgehensweise aber eher kontraproduktiv weil das Steilstellen zur Überlastung der schon ohnehin entzündeten Lederhaut im vorderen Bereich führt und die Durchblutung im Huf verringert. Dr. Straßer hat herausgefunden, dass - wenn das Hufbein unter Belastung bodenparallel ist - die auf die tiefe Beuge-sehne einwirkenden Ziehkräfte eher nach hinten als nach oben gerichtet sind (eine neulich von Glenn Ramsey von der Auckland Universität in Neu Seeland durchgeführte Studie hat Dr. Straßers Beobachtungen bestätigt: "The effect of hoof angle variations on dorsal lamellar load in the equine hoof," Equine Veterinary Journal, 11/2011). Bei der Straßer Methode wird das Hufbein unter Vollbelastung zur Bodenparallele in Stellung zurück gebracht. Das ermöglicht wieder die optimale Blutversorgung im Huf und die gleichmäßige Verteilung der Lasten innerhalb des Hufes. Dadurch kann das Horn schneller und in besserer Qualität nachwachsen.

Es ist sehr wichtig zu wissen, dass die Straßer Methode erfolgreich und ohne Schäden für das Pferd nur durch ausgebildete Straßer Hufheilpraktiker (SHP ) umgesetzt werden kann (oder in manchen Fällen konnte die Behandlung erfolgreich überwacht werden). Es handelt sich dabei um Fachleute, welche eine 2 jährige intensive Ausbildung im Bereich der ganzheitlichen Hufpflege sowie der Huf- Rehabilitation absolviert und eine Prüfung abgelegt haben. Es sind Fälle bekannt wo Hufbearbeiter, die keine solche Ausbildung absolviert haben und die Straßer Methode angewandt haben, viele Schäden angerichtet und die Pferde „lahmgelegt“ haben. Von einem SHP richtig umgesetzt, verursacht die Methode an sich dem Pferd keine Schmerzen. Es ist aber auch durchaus logisch und nachvollziehbar, dass - wenn die optimale Blutversorgung und damit die Funktion der Nerven im Huf wieder hergestellt ist - die bis jetzt “tauben” Hufen aufwachen und das Pferd schmerzen hat und sogar lahm gehen kann. Der Huf wird durch den Beschlag oder falsche Hufbearbeitung “taub” (oder gefühllos). Durch die wiederhergestellte Blutversorgung wachen diese Nerven wieder auf und können Ihren ursprünglichen Funktion nachkommen, nämlich die Schäden melden, welche sie im tauben Zustand nicht konnten. Richtig angewandt, zeigt diese Methode nur den Schmerz der Schäden und Anomalien im Hufinneren an (verschiedene Formen von Zwangshufe, gezerrte weiße Linie, Druckstellen). Während des Heilungsprozesses kann es des öfteren zu Hufabszessen kommen, weil sich so der Körper von großen Teilen totem Gewebe befreit. Die meisten Pferde zeigen jedoch schon nach der ersten Hufbearbeitung nach der Straßer Methode große Erleichterung und die Heilung setzt sich mit jeder weiteren Hufbearbeitung fort.



Ein neuer Patient in der Klinik mit Huflederhautentzündung.




Das Pferd ist nach der Behandlung in der Klinik von Dr. Straßer geheilt


Ohne tieferes Wissen und Verständnis dafür kann die Methode nicht erfolgreich umgesetzt werden. Auch der Pferdebesitzer (-in) muss in den Rehabilitationsprozess einbezogen werden. Es ist sehr wichtig, dass Hufe nicht separat sondern als Teil des Gesamtorganismus betrachtet werden. Genau das ist ein Problem mit der Westlichen Medizin, die nur Symptome heilt und nicht die Ursache für diese Symptome sucht und dabei den Gesamtorgansinus außer Acht lässt. Dr. Straßer hat es verstanden, dass viele Gesundheitsprobleme, die wir bei beschlagenen und bei Boxenpferden sehen, schlicht und einfach das Ergebnis einer falschen Hufform und verminderter Huffunktionen sind. Beispiel für solche Gesundheitsprobleme können z.B. Hautprobleme, Allergien, chronische Atemwegerkrankungen, häufige Koliken usw. sein. Diese Symptome verschwanden fast immer so bald man die Haltungsbedingungen so natürlich wie möglich gestaltet hat und der Huf in physiologisch korrekte Form gebracht wurde. Die Straßer Hufheilpraktiker sind ausgebildet um Ursachen für Hufprobleme zu finden und sie sind auch bestens in de Lage zu sagen, wie lange der Heilungsprozess dauern wird. Viele Pferdebesitzer bringen in der Heilphase sehr wenig Verständnis für ihr Tier auf und können das nur schwer verstehen, dass das Pferd leichte Schmerzen haben kann und geben dem Tier nicht genug Zeit zum Heilen. Normalerweise verschwindet die anfängliche Skepsis für die Straßer Methode so bald man die Funktion und Form der gesunden Barhufes versteht - eben ein Ergebnis von Millionen von Jahren der Evolution.




Ein schwerer Fall von Hufrehe mit Hufbeindurchbruch. 18 Monate später ist das Pferd wieder ganz gesund, behandelt bei Dr. Straßer in ihrer Klinik.


Die Straßer-Methode basiert auf dem akademisch anerkannten Wissen:

um die Histologie
lebendes Gewebe
a) benötigt regelmäßige Durchblutung
b) bestimmte Stoffwechseltemperatur
c) Nerven können nur in stoffwechselaktiver Umgebung arbeiten

um die Anatomie
a) das Hufbein eines Equiden muß bodenparallel liegen
b) das Hufgelenk muß im Mittelpunkt über der Hufbeinbasis liegen
c) die Sehen des Beuge- und des Strecker-Apparates sind bei Ruhe im energieneutralen Gleichgewicht
Sehnen werden durch Muskelanspannung zwecks Bewegung verkürzt. Bei anhaltendem Tonus im Stehen kommt es zu Verkrampfungen

um die Physiologie
Das Blut wird von Hufen und Gelenken im Bein aufwärts gepumpt. Das geht nur bei Bewegung
Excretion von Hufhorn ist mit der Durchblutungsmenge gekoppelt, die von der Bewegungsmenge abhängig ist
Produktion von Hufhorn ist zur Entlastung des Körperstoffwechsels und des Blutes in bestimmter Größenordnung notwendig

um die Hippologie
das natürliche Verhalten von Pferden besteht zu über 70% aus Bewegung
es gibt keinen Tag-Nacht-Rhythmus
Hornproduktion und Hornabnutzung sind in physiologischen Einklang

um Physik und Mathematik
Hebelwirkungen am schiefen Kegelstumpf führt bei physiologisch korrekter Hufform zur Spreizung, bei unphysiologischer zu Zwangsituationen
Die Pumpfunktion ist nur bei Wechsel von Abflachen und Aufwölben der Hufsohle möglich. Bei Fixierung des Gewölbes nicht möglich!
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Bücher
http://hufklinik.de/62.0.html

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