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Wednesday, July 10, 2013

Bringt eine Beschränkung der Weidezeit tatsächlich den gewünschten Effekt bei Pferden?

von Natalija Aleksandrova
Übersetzung Jennifer Bender

In dieser Fortsetzung des Artikels über die Wichtigkeit der unbeschränkten Grasaufnahme (siehe hier: http://holistichorseandhoofcare-deutschland.blogspot.com/2013/06/grasen-lebenswichtig-fur-das-pferd.html) werfen wir einen Blick auf eine neue, erst kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Paul D. Siciliano und seinem Team. Seine Forschungsergebnisse untermauern deutlich die Tatsache, dass eine eingeschränkte Weidezeit zur angeblichen Behandlung und Prävention von Fettleibigkeit sowie bestimmten Stoffwechselerkrankungen, den equinen Metabolismus vielmehr in Stress versetzt und dadurch weitere Gesundheitsprobleme provoziert. Das Pferd ist in der Lage im Falle einer zeitlich begrenzten Grasaufnahme bis zu drei mal mehr Futter aufzunehmen als in diesem Zeitraum eigentlich normal wäre. Diese geballte Menge an Nährstoffen in so kurzer Zeit überfordert das Verdauungssystem sowie den gesamten Stoffwechsel.

Abgesehen von dem physiologischen Faktor bedeutet eine solche Beschränkung auch mentalen Stress für das Tier. Ein derlei gehaltenes Pferd kann im Prinzip seine Zeit auf der Weide nie richtig genießen, weil es damit rechnen muss, dass der Aufenthalt dort jederzeit beendet werden kann. Bei zu wenig Fläche im Verhältnis zur Anzahl der Pferde muss es außerdem davon ausgehen, dass kurzfristig das Nahrungsangebot drastisch sinken wird. Des weiteren entsteht häufig mehr Unruhe innerhalb der Herde, da ranghohe Tiere ihre rangniederen Kollegen auf ihrer Suche nach gehaltvolleren Stellen verjagen.

Die Studie

Obwohl bereits seit vielen Jahren verschiedene Forscher behaupten, dass eine Gewichtsreduktion gleichbedeutend ist mit einer verbesserten Pferdegesundheit, hat bis vor kurzem niemand wirklich gewusst, was eine Begrenzung der Grasaufnahme für den equinen Gastrointestinaltrakt sowie seine Nährstoffversorgung bedeutet. Eine Gruppe von Wissenschaftler der North Carolina State University, unter der Leitung von Prof. Paul D. Siciliano wollte nun im Rahmen einer Versuchsreihe herausfinden, inwieweit eine begrenzte Weidezeit die Futteraufnahmerate, die Energieaufnahme und die Verdauung im Dickdarm beeinflusst.

Das Team teilte acht erwachsene nicht genutzte Wallache in vier Gruppen auf und erlaubte jeder Gruppe einen Weideaufenthalt von drei, sechs, neun oder vierundzwanzig Stunden für jeweils eine Woche. Nach jeder Woche wurden die Gruppen auf eine frische Weide und einen anderen Weideturnus umverteilt. Am Ende dieser Vier-Phasen-Studie hatte jeder der Wallache jede Variante einmal durchlaufen. Wenn sie nicht auf der Weide waren, verbrachten die Tiere ihre Zeit auf trockenen Ausläufen mit Zugang zu Wasser und Salz. Die Pferde mit drei und sechs Stunden Weidezeit hatten zusätzlich eine unbegrenzte Menge an nährstoffarmem Heu zur Verfügung. Im Rahmen ihrer Studie zeichneten die Forscher des weiteren die Menge an aufgenommenem Heu auf und sammelten jeweils am siebten Tag, also am Ende jeder Phase, Kotproben von allen Pferden ein.

Die Wissenschaftler maßen oder schätzten außerdem die Zusammensetzung der Weidepflanzen pro Wiese, deren Masse an Gras (um die pro Pferd verfügbare Menge an Gras einschätzen zu können), sowie die Höhe der Pflanzen und die jeweiligen Futtervorlieben für jede Phase. Sie stellten keine Unterschiede bezüglich der verdaulichen Energiekonzentration oder der initialen Masse an Gras pro Weide fest. Jedoch stand in den Phasen zwei und drei weniger Gras zur Verfügung als in den Phasen eins und vier.

Die Ergebnisse der Studie ergaben Folgendes:
— Die tägliche Gesamtmenge an aufgenommenem Raufutter (Gras und Heu, sofern Heu zur Verfügung stand) wurde von der Länge der Weidezeit nicht signifikant beeinflusst. Mit anderen Worten, die Pferde konsumierten die gleiche Menge an Futter unabhängig von der erlaubten Weidezeit.
— Die absolute Höchstmenge an aufgenommenem Gras fand sich bei Pferden mit unbeschränktem Weidegang; sie entsprach 1,4% des Körpergewichts. Dies ist deutlich weniger, als vorangegangene Studien (2-3% des Körpergewichts) angenommen haben. Siciliano und seine Kollegen vermuten einen Zusammenhang zwischen der geringeren Futteraufnahme und den streckenweise hohen Temperaturen im Verlauf der Studie. Hohe Temperaturen führten zu einer Reduktion des Graskonsums von bis zu 15-20%.
Die relative Menge an konsumiertem Raufutter stieg bei einer Verkürzung der Weidezeit an. Pferde mit nur drei Stunden Weidezeit fraßen im Verhältnis mehr als die Wallache mit neun oder vierundzwanzig Stunden Weidezeit. Pferde mit sechs Stunden Zeit auf der Weide wiederum fraßen verhältnismäßig mehr als die Tiere mit vierundzwanzig Stunden Weidegang.

Unter anderem fanden die Wissenschaftler heraus, dass der pH-Wert der Kotproben in Relation zur Verkürzung der Weidezeit sank. Dieser pH-Wert wird durch die Ernährungsgewohnheiten beeinflusst und ist ein Hinweis auf den pH-Wert des Darms. Je niedriger dieser Wert ist, umso saurer ist das Milieu im Darm. Eine Übersäuerung des Verdauungstraktes (Azidose des Verdauungssystems) begünstigt die Entstehung von Koliken und anderen Gesundheitsproblemen. Daraus folgerten die Forscher, dass sich die Länge der Weidezeit auf das Bakterienmilieu in der Darmflora auswirkt. Auch die Qualität der Weide spielt dabei offenbar eine wichtige Rolle. Sie betonten dabei allerdings, dass sich der pH-Wert von allen Probanden trotz der Unterschiede im Normalbereich befanden.

Die durchschnittliche Grünfutteraufnahme war am höchsten bei unbegrenzter Weidezeit, die Gesamtmenge an aufgenommenem Futter blieb jedoch unabhängig von der zugeteilten Versuchsphase bei allen Pferden in etwa gleich. Die Pferde konsumierten 40%, 66%,67% und 94% ihres täglichen Durchschnittsbedarfs an Grünfutter im Verlauf ihres 3, 6, 9 und 24-stündigen Weideaufenthaltes, was veranschaulicht, dass Aufnahmerate mit sinkender Weidezeit steigt.

Die Ergebnisse der Studie untermauerten die vom Forschungsteam aufgestellte These, dass eine Reduktion der Grasaufnahme zu einer gesteigerten Aufnahmerate bei sinkendem pH-Wert im Kot der Pferde führt.

„Eine einfache Reduktion der Weidezeit ist offenbar nicht immer ein erfolgversprechendes Mittel, um die Kalorienaufnahme des Pferdes zu minimieren“, sagt Siciliano. Sein Team formulierte außerdem, dass es notwendig sei, weitere Methoden zu entwickeln, mit denen es möglich sei, präzisere Vorhersagen bezüglich der Futteraufnahme von Pferden mit weniger als vierundzwanzig Stunden Weidegang zu machen.

Die volle Studie „Effect of Restricted Pasture Access on Pasture Dry Matter Intake Rate, Dietary Energy Intake and Fecal pH in Horses“ wurde im Juni 2013 im Equine Veterinary Science Journal veröffentlicht.

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Wenn die Weiden weitläufig genug sind, um die dort lebenden Pferde mit genug Futter rund um die Uhr und durch das ganze Jahr zu versorgen, dann sollte die Weidezeit für die Tiere nicht eingeschränkt werden.
Steht nun nicht genug Weidefläche zur Verfügung, um die Pferde damit zu ernähren, ist es besser, die Wiesen nicht einfach zu schließen, damit sie sich erholen können, sondern sie offen zu lassen, aber zeitgleich qualitativ hochwertiges Heu ad libitum zur Verfügung zu stellen. Die Pferde merken, wenn die Weide nicht mehr genug Nährstoffe beinhaltet und fressen dann vermehrt das Heu, so kann sich die Wiese bis zu einem gewissen Grad auf natürliche Weise erholen.

Pferde, die auf großzügigen Weidelandschaften leben und unbegrenzten Zugang zum Futter haben, leben ein pferdegerechtes und glückliches Leben. Es ist außerdem zu beobachten, dass sich diese Tiere auch vielerlei andere Beschäftigung suchen.

Zum Beispiel machen sie gerne ein Nickerchen, bei dem es häufig auch zu Tiefschlafphasen kommt:












Oder sie spielen:








Sie kommunizieren miteinander:








Oder mit dem Menschen:






Sie betreiben gegenseitige Fell- und Hautpflege:






Suchen sich die Kräuterarznei, die sie gerade brauchen:






Sie bewegen sich aktiv:






Und ja, sie fressen und nehmen dabei lebenswichtige Nährstoffe auf:










All photos except no. 12 by Berenika Bratny